Über die Kunst, eine Landebahn zu zerstören: Die Matra Durandal
Mit der enormen Wichtigkeit, die dieser Tage im Kriegsfall den Luftstreitkräften zukommt, erkennt man natürlich folgerichtig funktionierende Stützpunkte – und damit Landebahnen – als Hauptziel.
Nun ist das Zerstören einer Landebahn mit Sicherheit kein größeres Problem: Vier, Fünf, Sechs Abstandswaffen zielgerichtet mitten auf die „Piste“ und das war’s mit dem Starten und Landen.
Schon. Aber nur für kurze Zeit, denn der Betonmischer wartet schon und in wenigen Tagen sind die Krater aufgefüllt und eine neue Betonoberflächen wurde geschaffen.
Damit die entstandenen Schäden auch dauerhaft den Einsatz der wertvollen Luftstreitkräfte unterbinden, muss mehr gemacht werden, als „einfach ein Loch rein zu sprengen“.
Und da kommt die Matra „Durandal“ ins Spiel.
Seit 1977 liefert der französische Matra Konzern die „Durandal“ aus, eine relativ leichte (nur ca. 200kg pro Stück) aber hoch spezialisierte Waffe, um Start-/Landebahnen außer Betrieb zu setzen. Dauerhaft.
Seit dem 1991er „Golfkrieg“ ist die Durandal vielen bekannt, als sie das erste mal zum (Kriegs-)einsatz kam.
Ihr „magischer Trick“ besteht aus ihrer Zweistufigkeit. Ein erster Sprengsatz mit rund 100kg Sprengmittel erzeugt einen Durchbruchs-Krater, wie andere Bomben auch. Danach zündet aber ein kleiner zweiter Sprengsatz mit rund 15kg Masse, der rund um den Krater die bei Start- und Landebahnen üblichen Betonplatten der obersten Schicht „aus den Schuhen hebt“ und so verschiebt, dass eine zeitnahe Reparatur unmöglich ist.
Die Durandal wird im Tiefflug (Mindesthöhe rund 200ft / ca. 60 Meter) abgesetzt, was nicht nur höchste Präzision vom Piloten verlangt, weil die Bombenlast in einer „Perlenkette“ entlang der Bahn abgesetzt werden muss, sondern auch brandgefährlich ist: die Flugabwehr weiß, dass die Angreifer in der Ausrichtung der Bahn fliegen werden und dass sie in einer Höhe zwischen 200ft und 1000ft unterwegs sein werden. Die hohe Geschwindigkeit, die dabei möglich (und notwendig) ist, ist aber nicht nur eine Hilfe, sie schränkt auch die Manövriermöglichkeit ein.
Da dieser Tiefflug über die Bahn aber ein bedeutendes Risiko darstellt, wird die Durandal nur genutzt, wenn die gegnerische Flugabwehr weitestgehend ausgeschaltet ist. Als „Ersatz“ für das „specialized runway cratering device“ nutzt man in diesem Fall bunkerbrechende Bomben.
Ihr großer Vorteil ist, dass es sie nicht nur als ungelenkte, und damit schwer zu platzierende, Bombe gibt, sondern auch in den verschiedensten Ausführungen gelenkter Systeme. Sie können somit aus größerer Höhe und mit größerem Abstand eingesetzt werden, was das Risiko für die eingesetzten Flugzeuge minimiert.
Die „Bunkerbrecher“ besitzen war nicht die spezialisierte Zweistufigkeit der Durandal, haben aber einen gehärteten Aufbau, der die Bombe erst tief in den Untergrund eindringen lässt, bevor dort verzögert „delayed fuse“ die Sprengwirkung einsetzt.
Das tiefe Zünden des Sprengsatzes sorgt bei bunkerbrechenden Bomben dafür, dass auch im Umfeld des eigentlichen Kraters Schäden an der Landebahn entstehen. Und das nicht nur an der Oberfläche, sondern durch alle Schichten des Aufbaus.
Somit sind bunker brechende Bomben zwar bei weitem nicht so desaströs in Sachen Wiederherstellung der Landebahn, bieten aber – bei wiederkehrender Anwendung – einen auch recht praktikablen Weg, die Nutzung der Bahn zu verhindern.
Natürlich kann man auch verschiedenste Abstandswaffen, wie die Taurus oder die Storm Shadow für diesen Zweck einsetzen, allerdings ist hier der Kostenfaktor und die Verfügbarkeit dieser High Tech Waffen ein bedeutender Faktor: Für eine einzige „Stillegung“ werden mindestens 5 Stück benötigt. Alle paar Tage…
Es ist also, wie es immer ist: Man muss abwägen, was man verwenden will und verwenden kann. Wie hoch die Risiken sind. Wie hoch der Nutzen ist.
Eine „one size fits all“ Lösung gibt es nicht.
Übrigens: So „hübsch“ aneinandergereiht sehen die Treffer der Durandal nicht aus. Selbst bei perfekter Ausrichtung auf die Landebahn, weichen die Treffer immer etwas in Abstand und seitlicher Positionierung ab, da das Absetzen, das Abbremsen, das aktive Umlenken „in die Erde“ immer mit Ungenauigkeiten einhergeht. Das hier sind gelenkte Waffen gewesen. Damaskus Airport. 2023.
(Photos: BLU 107 an einer F-111, Eglin Air Base, Autor: Air Force, Public Domain und Satellitenbild des Damascus Intl Airport, Autor: Europäische Union)