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Flugabwehr aus dem Supermarkt: Die FrankenSAM

RIM-7 Sea Sparrow, public domain

Flugabwehr aus dem Supermarkt: Die FrankenSAM (SAM = Surface to Air Missile, Boden-Luft-Rakete) entstammt der Notwendigkeit, sich vor dem feigen Terrorismus aus Russland schützen zu können.

Das möglichst flächendeckend und zuverlässig, mit möglichst gut verfügbarer Bestückung.

Die „FrankenSAM“, eine Kombination aus russischem Altbestand an Flugabwehranlage und ubiquitär vorhandener und demnächst auszumusternder (Luft-Luft-)Rakete.

Man nehme ein Waffensystem, für das man geschultes Personal hat, und das in ordentlicher Stückzahl zur Verfügung steht.

Die SA-11 „Gadfly“, auch genannt „Buk“

Ein komplexes System für mittlere Entfernungen, das bis in größere Höhen agiert. Aufwändig gestaltet, mit Kommandofahrzeug, Radarfahrzeug und mehreren Abschußvorrichtungen.

Große Raketen mit rund 750kg Gewicht pro Stück, die in begrenzter Anzahl zur Verfügung stehen.

Standen.

Denn man kann davon ausgehen, dass von den 72 zu Kriegsbeginn der Ukraine zur Verfügung stehenden Exemplare zwar noch einige Anlagen benutzbar sind, aber alle „Munition“ inzwischen verbraucht ist.

Die Lösung, eine in großer Stückzahl vorhandene „Ersatz“ Rakete.

Die AIM-7 „Sparrow“ bzw. „Sea Sparrow“

Die AIM-7 Sparrow wurde in den frühen 1950er Jahren entwickelt und stellte damals (!) einen großen Fortschritt dar. Sie wird über ein semiaktives Radarsystem gesteuert.

Das Lenksystem der AIM-7 stützt sich auf das Radar der Abschußvorrichtung (eigentlich ein Flugzeug), um das Ziel zu markieren.

Der Flugkörper erkennt dessen Radarreflexion und steuert diese an. Auf der Reise zum Ziel, wird so die Position des sich bewegenden Objekts weiterhin „markiert“ und die Rakete passt ihre Flugbahn an.

Die Sparrow war unter anderem deswegen nicht besonders beliebt: weder war sie eine „Fire And Forget“ Rakete, noch konnte nach dem Abschuß eine – im Falle eines Versagens der Rakete notwendige – sichere Position für einen anschließenden Luftkampf im Nahbereich eingenommen werden.

Die Reichweite der Sparrow kann theoretisch mehr als 30 Meilen betragen, so sie denn von einem Flugzeug in großer Höhe und mit hoher Geschwindigkeit abgefeuert wird. Sie steigt dabei über das Ziel um in der Endphase im Sinkflug maximale Geschwindigkeit zu erreichen.

Die Sea Sparrow wurde aus der Sparrow entwickelt, um einen in großen Stückzahlen verfügbaren Schutz für Schiffe und Schiffsverbände aufzubauen.

Sie erreicht vom Boden aus Höhen von bis zu 50.000 Fuß / 15.000 Meter und hat eine Reichweite von über 20km. Damit ist sie zwar in beiden Kennziffern „schlechter“ als die Originalbewaffnung der Buk Anlagen, das ist aber für das Abwehren regulärer Ziele im Bereich Flugzeuge, Drohnen und Cruise Missiles nicht relevant.

Ihr viel geringeres Gewicht von ca. 230 kg ist allerdings in Logistik und Handling vor Ort ein riesen Vorteil!

Die FrankenSAM

Kombiniert hat man ein bestehendes System, mit gut geschultem Personal, und praktisch unbegrenzt „Munition“: Es wurden seit Indienststellung der ersten AIM-7 Sparrow mindestens 110.000 Stück (ja, kein Tippfehler: Über einhundertzehntausend!) gebaut.

Amerika liefert als erste Tranche Sea Sparrow Raketen im Wert von über 80 Millionen US Dollar. Wurde hierfür der Neupreis der Raketen verwendet, sind das über 500 Stück

Nur Gewinner

Die AIM-7 Sea Sparrow ist auf See nicht mehr das Mittel der Wahl, weil moderne Anti-Schiff-Raketen eine Wendigkeit und ein erratisches Flugmuster im Endanflug einsetzen, um ihnen zu entgehen. Es wurde deshalb mit viel Aufwand ein moderneres System, das ESSM (Evolved Sea Sparrow, RIM-162) entwickelt. Auch wenn es übertrieben (und bösartig!) wäre, die Weitergabe an Ukraine als „sinnvolle Entsorgung“ zu beschreiben, ist das zur Verfügung stellen doch das Sinnvollste, was man mit der AIM-7 machen konnte und kann.

Für Ukraine ist die FrankenSAM eine hervorragende Ergänzung der Flugabwehr im mittleren Nahbereich, bis in große Höhen. Zwar können damit nicht die aus sicherer Entfernung über russischem Hoheitsgebiet agierenden Cruise Missile Plattformen erreicht werden, sehr wohl aber der größte Teil der anfliegenden Raketen und Drohnen.

Das Adaptieren der A/RIM-7 (Sea-) Sparrow auf die Buk Abschußvorrichtungen ist nicht das erste Projekt dieser Art. Zuvor wurden unter anderem „volle“ Radargelenkte Raketen vom Typ AIM-120 „AMRAAM“ für den Einsatz mit ukrainischen MiG-29 adaptiert. Und AGM-88 „HARM“ Raketen zur Vernichtung von russischen Flugabwehrsystemen. Über einige Projekte gibt es nur mangelhafte Informationen oder Gerüchte, so beispielsweise im Bereich der Anti-Schiff-Raketen. Und von anderen Anpassungen wissen wir offensichtlich (noch) gar nichts.

Durch die NATO Unterstützung verfügt Ukraine über einen zuverlässigen Nachschub an notwendiger Bewaffnung. Solange die russische Einflußnahme auf die Bevölkerung nicht den Kampfeswillen bricht, ist ein „Gewinnen“ durch Russland de facto undenkbar.

Flugabwehr aus dem Supermarkt: Die FrankenSAM
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